Ein Praktikum in einem Massage-Institut. Was für viele eine Selbstverständlichkeit darstellt oder für manchen Schüler sogar ein lästiges Übel eines Sommerjobs ist, bedeutete für Marion Pihlar Selbstsicherheit und Selbstbestimmung.
Marion Pihlar wird für gewöhnlich in der Werkstatt und im Wohnhaus der Lebenshilfe Kärnten am Standort Spittal begleitet. Während einer Lagebesprechung stellte sich für Frau Pihlar heraus, dass sie gerne außerhalb der Lebenshilfe berufliche Erfahrungen sammeln würde – am liebsten in einem Gesundheitsberuf.
Nach der Lagebesprechung im Jänner setzten Mitarbeiter, Zivildiener, Familie und Freude alles in Bewegung, diesen Wunsch zu erfüllen. Wilhem Oberwalder, Hauswart und Unterstützerkreis-Mitglied, erklärte sich bereit, die Organisation der Praktikumssuche zu übernehmen und zusammen mit Begleiterin und PZA-Expertin Elisabeth Kuen alle notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Schließlich fand man im Massageinstitut von Armin Jelinek einen Partner, der sich mit Engagement auf dieses Projekt einließ. Im März war es schließlich soweit: Marion Pihlars erster Praktikumstag in ihrem Leben. Armin Jelinek und sein Team traten ohne Vorurteile gegenüber Frau Pihlar auf und behandelten sie wie jede andere Praktikantin. So musste sie nicht nur – wie es meist gehandhabt wird – Reinigungstätigkeiten erledigen, sondern erfuhr das „Handwerk“ der Massage samt Theorie und Praxis. „Ich habe viel über den menschlichen Körper gelernt. Mein persönliches Erlebnis war es, mit Frau und Herrn Jelinek über den „Maxi“ zu sprechen. Maxi ist ein Nachbau eines menschlichen Skeletts. Da habe ich genau alle Knochen, Muskel und Gelenke anschauen können“, blickt Frau Pihlar dankend zurück. Als Unterstützung begleiteten die Praktikantin Lebenshilfe-Zivildiener Samuel Neuwirther oder Begleiterin Janette Kopperova. Sie hielten sich im Hintergrund und standen auf Abruf zur Verfügung. „Das Praktikum hat Frau Pihlar viel Spaß gemacht. Ihr Wunsch war auf einmal eine Realität, in der sie ihren Alltag einmal ganz anders verbringen konnte. Mir war es eine Ehre, sie bei diesem Praktikum zu begleiten“, so Samuel Neuwirther über seinen Einsatz als persönliche Assistenz.
„Es sind Arbeitgeber wie Armin Jelinek, welche die Inklusion voranbringen. Menschen, welche die Stärken im Gegenüber erkennen und eine Chance geben, diese Stärken einzusetzen. Personen mit intellektuellen Behinderungen tragen so viel Potential in sich. Wir müssen grundsätzlich aufhören, Menschen auf Schwächen zu reduzieren und anfangen die Talente hervorzuheben, um neue inklusive Wege für die Arbeitswelt zu finden“, erklärt Marion Hofstätter, Leiterin der Personenzentrierung der Lebenshilfe Kärnten.